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Hier spielt die Musik

Kommentar von Andreas Berger in der Braunschweiger Zeitung am 4.3.2022

In der Musik wär’s ein Adagio lamentoso, ein langanhaltender Klagesatz in gemessenem Tempo: Die Städtische Musikschule Braunschweig braucht ein neues Haus, weil die verteilten Standorte abgängig sind und für neue integrative Konzepte des genreübergreifenden Zusammenspiels keine Räume vorhanden. Da droht ein bei „Jugend musiziert“ immer wieder sehr erfolgreicher Nachwuchs von den zeitgenössischen Entwicklungen und möglichem Studienerfolg abgehängt zu werden.

Nun sind sich zwar wunderbarerweise alle einig, dass dem abgeholfen werden muss, es gibt sogar einen stadteigenen Standort, den Kulturschaffende wie Politiker für geeignet halten: den brachliegenden Großen Hof. Und dann wird alles endlos zerredet. Statt mit tollen Entwürfen, die jede Tiny-House-Architektin hinkriegt, für architektonisch spannende Lösungen zu werben, rennt man jedem Luftschloss auf privater Basis hinterher. Will man sich nochmal teuer einmieten wie mit der Stadtbibliothek und dem Kulturinstitut im Schloss, die nun auf ewig 1,3 Millionen Euro Miete im Jahr kosten? Einst hielt das Gemeinwesen für seine wesentlichen auch kulturellen Anliegen eigene Gebäude vor.

Und wie kann man eben die (richtige) Sanierung des Denkmals Stadthalle beschließen und gleichzeitig deren Verschandelung durch einen Anbau prüfen lassen? Wenn die rot-grünen Herzen tatsächlich so sehr für die Musikschule und den Großen Hof schlagen, sollten sie nicht neue Verzögerungen herbeiführen, sondern das im Kulturausschuss Beschworene nun auch befeuern. Die CDU hat sich da erfreulich eindeutig positioniert.

Bauen im Bestand, nicht in historischen Parks oder auf der Grünen Wiese, das müsste doch rot-grüne Nachhaltigkeitsansprüche erfüllen? Lärmemissionen in der Innenstadt? Na, die dürften am Hauptbahnhof wohl krasser sein. Ob Konzertbesucher lauter sind als die jetzigen Parkplatznutzer? Beliefert werden könnte über Reichsstraße/Litolfweg, die Tiefgarage ist am Packhof gegenüber.

Wie man das schöner, grüner, lichtvoller zusammenbindet und so diese Ecke der Stadt wieder aufwertet, darum sollten sich die Stadtplaner nun kümmern. Und nicht ständig neue Standorte prüfen müssen. Es gibt in vergleichbaren Städten schöne Beispiele. Braunschweig hinkt hinterher. Also Beschluss jetzt, und dann loslegen mit Tusch! Gerade jetzt.


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